WIZO-Abschiedskonzert 23.01.05 München

Mit solch einer Menschenflut vor dem Eingang haben wir nicht gerechnet. Der Vorhof der Elserhallen ist überfüllt mit überwiegend jungen langhaarigen Bombenlegern. Schon am Hinweg fallen uns ein paar Kiddies auf, die auf dem Gehweg hocken, Öttinger Bier trinken und sich durch ihren Ghettoblaster beschallen lassen. Bei Temperaturen um 0°C wirklich eine tolle Idee, aber ich hab ja morgen keine Blasenentzündung. Außerdem, wie kann man nur so´ne Plärre saufen.
Da anscheinend der Einlass eher schleppend vorangeht, entscheiden wir spontan, uns in der Nachtkantine eine Hopfenkaltschale zu genehmigen. Gegen halb 10 Uhr kehrten wir wieder zurück an die Elserhallen und siehe da, kein Schwein mehr vor dem Eingang. Da ja der überwiegende Anteil des Publikums nach dem Tod Kurt Cobains das Licht der Welt erblickte, ist anzunehmen, daß verstärkt der Tascheninhalt usw. kontrolliert wurde, um mitgebrachte Bierflaschen zu konfiszieren. Bei Öttinger-Bier kann man das auch irgendwie nachvollziehen. Wir kommen genau richtig, die Vorgruppe hat eben aufgehört und die Umbauarbeiten auf der Bühne sind schon abgeschlossen.

WIZO betritt die Bühne im "Trauerhilfe Denk"-Outfit mit dem "Schweinewelt"-Kreuz voran und im Gefolge einen weißem Sarg geschultert. In Anlehnung an das Ableben unserer Lokalikone Moshammer gab es zuerst mal eine kleine Ansprache, um dann mit dem Lied "Kopfschuß" zu beginnen. Es folgten einige Klassiker wie "Klebstoff", "Raum der Zeit", "Hey Thomas", "Tod im Freibad", "Das goldene Stück Scheiße", "Geisterfahrer", "Diese Welt", "Quadrat im Kreis", "Poupée De Cire" und "Alte Frau". Zu unserer Verwunderung wurden nur sehr wenig Lieder von der neusten CD gespielt, darunter "Nana" und "Der lustige Tagedieb". Auch ein nicht auf CD verfügbarer Uralt-Song wurde gespielt, nämlich "Rote Armee Fraktion". Ich muß ehrlich gestehen, daß ich den auch nie vorher gehört hatte.

Die schon fast traditionellen Seitenhiebe gegen das bayrische Publikum habe ich mit Fassung getragen. Außerdem schossen sind die drei Schwaben mit der Aussage, daß die Bayern keine Autos bauen können und dem darauf folgenden Lied "Kadett B" ein ziemliches Eigentor.
Natürlich wurde auch "Der Käfer" nicht vergessen und zum meinem großen Erstaunen, wurde nicht die Instrumentalvariante zum Mitsingen von "Kein Gerede" gespielt, sondern WIZO höchstpersönlich trug den Ton-Steine-Scherben Klassiker vor. Mutig, dafür das der Titel seit zig Jahren auf dem Index steht.
Nach knapp 2 Stunden wurde als Abschluß dieses genialen Konzerts noch von der neuen Scheibe der Song "Z.G.V" zum besten gegeben und zum Auszug aus der Halle wurde passenderweise "Die letzte Sau" präsentiert.
Als dann das Licht angeht, wird eine sehr eigenwillige WIZO-Variante des Songs "Time to say goodbye" vom Band abgespielt. Diese eher schrägen Töne muntern uns schnell zum Verlassen der Halle auf.
WIZO war auf jeden Fall das Geld wert. Leider war es das letzte Mal, daß die Band sich in die bayrischen Gefilde verirrt hat. Auch Schade, daß die beiden endgültigen Gigs in Stuttgart schon ausverkauft sind, sonst hätte ich mich doch mal ins Feindesland gewagt.

Jeder, der das Konzert verpaßt hat, ist selber Schuld und dabei mein ich speziell unseren Kampftrinkerkameraden Haxl. Den Vote beim Auge hast du dir auch dieses Jahr wieder redlich verdient.